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Die Wohntrends von morgen

Wie sieht die Zukunft des Wohnens aus? Aktuelle Studien geben Aussicht auf komplexe Veränderungen in den nächsten Jahrzehnten. Wir beleuchten drei hervorstechende Trends: Leben in der „Silver Society“, Herausforderung „Segregation“ und digitales Wohnen mit dem „Internet der Dinge“.

Niemand kann die Zukunft mit Sicherheit vorhersagen. Man kann jedoch belastbare Rückschlüsse aus den Trends ziehen, die unsere Gegenwart prägen. Und somit ein denkbares und vor allem wahrscheinliches Bild zukünftiger Wohnwelten skizzieren. Führend auf diesem Gebiet ist das Frankfurter Zukunftsinstitut – eine der einflussreichsten Denkfabriken der Zukunftsforschung in Deutschland. Aufschluss gibt zum Beispiel die Zukunftsstudie HEAG 2040 – Die Stadtwirtschaft von morgen,* in der das Thema der zukünftigen Alterskultur eine zentrale Rolle spielt.

Glänzende Aussichten für die Silver Society.

Die Zukunft gehört der älteren Generation. Ein Paradoxon? Fakt ist: Den Statistiken zufolge steigt bis 2040 der Anteil der über 65-Jährigen in Deutschland auf etwa 25 Prozent. Übrigens eine demografische Entwicklung, die weltweit zu beobachten ist. Dabei stellt diese Generation ihr Selbstverständnis eigenhändig auf den Kopf: „Downaging“ nennt sich das neue Lebensgefühl der Generation 50 plus und bezeichnet das subjektive Empfinden, im Durchschnitt 15 Jahre jünger zu sein. Die 60- bis 70-Jährigen weilen nun im neuen „mittleren Alter“. Der Alterungsprozess verändert sich nicht, nur stellt er sich laut Theorie körperlich wie geistig später ein. In jedem Fall werden deutsche Senioren in Zukunft deutlich gesünder, fitter und flexibler leben.

Gestützt wird die neue Alterskultur der Silver Society von Technologien, Dienstleitungen und Modernisierungen, die sich in Alltagsprodukten, Einrichtungsgegenständen sowie fortschrittlichen Ageless-Design-Konzepten niederschlagen und optimal auf die Ansprüche älterer Menschen abgestimmt sind. Die Vorzüge der Silver Society erstrecken sich zusätzlich auf die Bereiche Gesundheits- und Pflegewesen, soziale Angebote sowie digitale Anwendungen: alles dem Anspruch geschuldet, bis ins hohe Alter ein möglichst selbstbestimmtes, aktives und vernetztes Leben zu führen. Begriffe wie „betreutes Wohnen“ oder „Pflegeheim“ könnten bis dahin Geschichte sein.

Segregation und Co-Housing: gemeinsam einsam oder harmonische Vielfalt?

Einer weiteren Zukunftsstudie** nach zu schließen, kommt es in den nächsten Jahren zu einer Spaltung der Gesellschaft. Dies meint hier primär die Trennung der Generationen. Das unter dem Begriff „soziale Segregation“ bekannte Phänomen bezeichnet die zunehmende räumliche Trennung von Altersgruppen in deutschen Städten. So konzentrieren sich junge Menschen (15- bis 29-Jährige) und ältere Bewohner (ab 65 Jahren) in Zukunft mehr und mehr auf bestimmte Stadtteile – und grenzen sich somit voneinander ab.

Diesem Trend gegenüber steht die Integration älterer Menschen: alternative Wohnkonzepte, die ein generationenübergreifendes Miteinander fördern. Beim sogenannten Co-Housing, Cluster-Wohnen oder Collaborative Living werden beispielsweise aus einem Zusammenschluss von Baugemeinschaften und Privatpersonen Mehrgenerationen-Wohnmodelle gegründet, in denen eine Kultur der Begegnung und Gemein schaft multifunktional gelebt wird – innovative Altersbetreuung inbegriffen. Derartige Wohnformen finden sich bereits in einigen deutschen Städten und wirken sich schon heute positiv auf Jung und Alt aus.

Das nächste große Ding: The Internet of Things

Um den hohen Wohnansprüchen künftiger Eigentümer und Mieter gerecht zu werden, rückt das Internet der Dinge immer mehr in den Fokus. Doch was ist das überhaupt? Ganz allgemein ausgedrückt, vernetzt das Internet der Dinge Haushaltsgeräte und Alltagsgegenstände – eben Dinge – mit digitalen Diensten – nämlich dem Internet. Kühlschränke informieren über mangelnde Milchreserven, oder diese werden sogleich automatisch bestellt. Thermostate heizen von selbst auf eine angenehme Zimmertemperatur, während man auf dem Nachhauseweg ist. Sicherheitskameras registrieren einen fremden Hund im Garten und die Eigentümer können den Eindringling aus der Ferne live auf dem Smartphone-Bildschirm verfolgen.

Angesichts der allgegenwärtigen Digitalisierung arbeitet die deutsche Immobilienwirtschaft bereits an der Ausstattung und der Datenauswertung von zukunftsfähigen Wohnungen und Gebäuden. In der Praxis geht es darum, dass zum Beispiel Wohnungsbauunternehmen und Investoren Smart-Home-taugliche Voraussetzungen für die Energienutzung, Sicherheit oder Vernetzung von Haustechnik erfüllen müssen, um den Kunden einen echten Mehrwert bieten zu können. Hinzu kommen digitale Assistenten, Kooperationspartner und Dienste von Drittanbietern. Um der Nachfrage optimal zu begegnen, sind die Erhebung und Auswertung von Daten unerlässlich.

Beim Sammeln von Informationen über die Lebens- und Konsumgepflogenheiten der Mieter geht es um den Gewinn wertvoller Erkenntnisse – die bedarfsorientiert umgesetzt werden können. Jedoch hat auch dieser Trend, der den Menschen das Leben erleichtern soll, seine Kehrseite: In naher Zukunft werden Staat, Politik und Konzerne ein Sicherheitskonzept vorlegen müssen, das die Unantastbarkeit der persönlichen Daten garantiert und zugleich Schutz vor Hacker-Angriffen bietet.

Wir sehen, die Zukunft des Wohnens wird nicht aufregend – sondern komfortabler, einfacher und sozialer, als man zunächst annehmen könnte. Herausforderungen bleiben bestehen: Soziale Bindungen kann man nicht im Internet bestellen und Sicherheit wird wohl immer zulasten individueller Freiheit hergestellt.