Jaime Beriestain
Homestory

Zu Gast bei Jamie Beriestain

Wer glücklich sein will, sollte sich mit Dingen umgeben, die Freude bereiten, findet der Innenarchitekt Jaime Beriestain, der aus Santiago de Chile in die europäische Metropole Barcelona gezogen ist.

Wenn es um Wohndesign in Barcelona geht, kann es anscheinend nur einen geben: Jaime Beriestain aus Santiago. Sein riesiger Concept-Store südlich der Avenue Diagonal in einem glamourösen Teil der katalanischen Hauptstadt ist nicht nur ein Ort, wo man Blumen und Möbel kaufen kann – seine Bar und sein Café wurden zu einer Art Club für urbane Mode-Insider. Der einzige Wettbewerber ist die 2016 eröffnete Barcelona-Filiale des Soho House, deren Interieur ebenfalls von Beriestain entworfen wurde.

Die Wohnung des Designers im Zentrum der Stadt steht für seine Ästhetik: Von der Kunst an den Wänden bis zu den Teppichen seiner eigenen Marke atmet hier alles kräftige Farben und Mut zur Grafik. Die Stoffe sind weich, warm und laden zum Anfassen ein; auch eine Vorliebe für futuristisch gesinnte Avantgarde-Designer des 20. Jahrhunderts wird hier deutlich. Was Beriestain besonders gut kann, ist, Vintage-Objekte (sei es von Gio Ponti oder einer unbekannten französischen Marke aus den 1950ern oder 1960ern) erfrischend poppig neu zu kombinieren. „Das Design dieser Stücke ist manchmal so perfekt: Keiner könnte es heute verbessern“, sagt er. „Ich sehe die Form, gebe ihr einen neuen Touch, und das Ganze sieht sehr modern aus. Nichts bei mir zuhause ist aus dem 21. Jahrhundert.“

Beriestain flirtet gern mit Kitsch, dies jedoch stilvoll. Über dem Kamin hängt ein Kunstwerk des koreanischen Künstlers Noh Sang Kyoon – rosa leuchtende Pailletten in konzentrischen Kreisen, wie die Rillen auf 12-Zoll-Schallplatten. Überall springen farbige Vintage-Glasobjekte ins Auge – wie kurvige smaragdgrüne Aschenbecher, die sich auf niedrigen marmornen Couchtischen in Scharen versammeln. Es ist nichts Zartes daran; sie erinnern eher an Halston als an Murano. Wie Jaime sagt: „Ich bin aus den 1970er-Jahren und den Geschmack meiner Mutter und Großmutter nie wirklich losgeworden.“

In seiner Kauf- und Sammelleidenschaft ist er alles andere als puristisch: „Was Glas betrifft, sind mir einfach die Farbe und die Transparenz wichtig. Ich habe dänische, deutsche, italienische Stücke, Objekte aus den 1960ern und den 1970ern. Ich kaufe zuerst und schaue mir erst dann die Herkunft an.“ Mit seiner Intuition funktioniert es eben: So hat er auf einen Blick klassische Stücke von Flavio Poli und Luigi Mandruzzato erwischt.

Die Liebe zur Farbe gehört zu Beriestains Markenzeichen. Auch hier schafft er den Spagat zwischen Ironie und Kitsch; sein Design ist sowohl bunt als auch edel – Himmelblau, Pfauenlila und Smaragdgrün sind die tragenden Farben sowohl in seinen Werken als auch bei ihm zuhause. „Ich liebe Grün“, sagt er, „weil es mich an die Natur erinnert. Ich weiß nicht, warum die Farbe jahrelang unmodisch war. Sie ist wunderschön. Sie macht Menschen glücklich. Ich mische Farben gern, besonders verschiedene Blautöne, aber fast immer auf einer weißen Basis.“

So idyllisch, wie das alles klingt, ist Beriestain im Grunde doch ein urbaner Designer. Was er macht, ist für einen Loft erschaffen, nicht für ein Häuschen auf dem Lande. Und deswegen kam er um die halbe Welt, aus Santiago de Chile, um 2002 sein Studio in Barcelona zu eröffnen. „Ich lebe auch hier, weil es das Herz der Stadt ist“, sagt er, „ich will, dass mein Zuhause von Cafés umgeben und in der Nähe meines Studios ist. Es ist ein sehr europäisches Lebensgefühl, und ich wollte schon immer so mein Leben fühlen.”