Homestory Caroline Le Grand
Homestory

Zu Gast bei Caroline Legrande

Die belgische Interior-Designerin Caroline Legrand richtet Apartments ein und inszeniert Wohnräume neu.
Dabei lässt sie sich gern von ausgefallenen Einzelstücken inspirieren. Das Ergebnis: schickes Wohnen mit Retro- und Kunstflair. Legrand lebt in London und reist von dort zu Kunden in aller Welt. BESTE LAGE traf sie zum Interview.

Wie würden Sie Ihren Einrichtungsstil beschreiben?

Ich würde sagen schick, elegant, anspruchsvoll und gleichzeitig sehr individuell auf den Klienten zugeschnitten. Ich arbeite hauptsächlich mit Vintage-Objekten und gehe von den Möbeln und der Kunst aus, die wir auswählen. Ich entscheide mich also nicht zuerst für eine Farbenwelt und stelle danach die Einrichtung zusammen. Es ist umgekehrt: Ich lasse mich vom Mobiliar inspirieren und kreiere um die Objekte herum Stimmungen. So harmoniert alles.

Welche Details geben für Sie einer Wohnung ihre persönliche und individuelle Atmosphäre?

Zum einen: Kunst. Denn selten hängt dasselbe Kunstwerk an einer ähnlichen Wand, umgeben von den gleichen Farben, in einem vergleichbar eingerichteten Raum. Außerdem Wandstrukturen: Sie vermitteln Wärme und Charakter. Ein identisches Zimmer kann völlig unterschiedlich wirken, je nachdem, ob es weiße Wände hat oder eine schöne, strukturierte Tapete. Es kommt darauf an, welche Stimmung Sie schaffen möchten. Da gibt es kein Richtig oder Falsch. Meine Aufgabe ist es, das Leben meiner Klienten dadurch zu bereichern, dass ich eine Umgebung schaffe, die zu ihnen passt und ihnen Energie gibt.

Haben Sie eine Vorliebe für bestimmte Farbwelten?

Ich liebe natürliche Farben, Crème, Goldtöne, auch kombiniert mit Schwarz. Dagegen bin kein Fan von Lila mit Grau/Silber oder grellem Pink mit Türkis. Aber ich mische gern Farben und finde es anregend, wenn ich in Magazinen leuchtende Interieurs sehe, die eigentlich gar nicht mein Fall sind. Es ist wichtig, offen zu bleiben. Eines Tages kann Dir etwas ins Auge fallen, das Du eigentlich nie gemocht hast und das Du auf einmal aufregend findest. Ich habe keine Formel. Das wäre eine Einschränkung. Aber ich habe ein Auge für die Dinge. In Belgien, wo ich aufgewachsen bin, habe ich Jahre auf Flohmärkten verbracht und immer alle Objekte genau registriert, die meine Aufmerksamkeit erweckt haben. Das mache ich immer noch. Ich fotografiere alles, was ich mag. Ich hebe die Aufnahmen auf und beginne irgendwann, mit ihnen zu arbeiten.

Welche Rolle spielt die Beleuchtung?

Licht ist sehr wichtig. Es schafft Stimmungen. Ich liebe Tischleuchten und Kronleuchter. Wandleuchten setze ich nicht oft ein, allerdings habe ich letztens einige hinreißende Modelle gesehen, die ich gern bei einem zukünftigen Projekt einsetzen würde.

In meinen Wohnungen in London und Ibiza habe ich in jedem Zimmer Tischleuchten und empfehle das auch gern meinen Klienten. Sie geben einem Raum das gewisse Etwas. Die großartigsten Vintage-Leuchten gibt es in Miami. Ich bin auch sehr kreativ bei Stoffen, Farben und der Auskleidung von Lampenschirmen. Eine schöne Leuchte mit einem unpassenden Lampenschirm kann einen Raum zerstören.

Wie wichtig ist moderne Kunst in Ihrem Schaffen?

Es verleiht meinen Räumen ein zeitgenössisches Flair. Ich kaufe rund 90 Prozent Vintage- und Sammlerstücke. Ein Werk von Christopher Wood, Wolfgang Tillmanns oder Tracey Emin verschafft allem eine zusätzliche Dimension. Ich empfehle meinen Klienten, gute Kunst zu kaufen und dazu einen Berater zu konsultieren, anstatt womöglich ein Werk zu erstehen, das im Wert stark verfällt und das Ambiente ruiniert. Ich platziere Kunst mal hier, mal da, so dass meine Räume nie gleich aussehen. Es ist erstaunlich, wie viele Leute mich fragen, ob ich ein neues Bild erstanden hätte, obwohl es seit Jahren bei mir hängt, nur an anderer Stelle. Bilder umzuhängen erfrischt mein Zuhause.

Haben Sie einen besonderen Gestaltungstipp für Leser, die frischen Wind in ihr Zuhause bringen möchten?

Verändern Sie die Wandfarben oder -strukturen alle zwei Jahre. Stellen Sie Möbel um, lassen Sie Sofas und Stühle neu polstern. Wenn ein Möbelstück in ein anderes Zimmer umzieht und neu bezogen wird, sieht es völlig anders aus. Das Umstellen verleiht ihm neue Energie. Umdekorieren muss auch nicht teuer sein. Es kommt darauf an, kreativ und pfiffig zu sein. Es ist besser, einen günstigen Stuhl zu kaufen und mit einem schicken Stoff zu beziehen als andersherum. Ich glaube auch an Recycling. Um uns herum ist alles, was wir brauchen. Indem wir Dinge wiederverwenden, können wir neue Umgebungen für uns schaffen.

Sie mögen Vintage – wo gehen Sie am liebsten shoppen?

Am besten online einkaufen kann man bei 1stDibs. Dort findet man praktisch alles. Ich gehe gern zum Marché aux Puces in Paris, aber das meiste kaufe ich in den USA (Miami, Palm Beach, LA, NY). Ich kaufe alles, was mir gefällt. Weil die Dinge meist einmalig sind, aus alten Zeiten stammen und es unwahrscheinlich ist, dass man sie an selber Stelle noch einmal findet. Belgien hat noch viele Flohmärkte, aber ich war lange nicht dort. Heute ist es einfacher, online bei meinen Kontakten in den USA einzukaufen als per Flug oder Bahn auf den Kontinent zu reisen.

Haben Sie einen persönlichen Einrichtungsgegenstand, den Sie nie hergeben würden?

Mir liegt Kunst wahrscheinlich näher als ein Möbelstück. Ich habe einige Werke, die ich sehr liebe, so meine Steinmaske aus den 70ern im Schlafzimmer oder die beiden Philipp Pastor-Ölgemälde im Flur. Aber ich übe mich auch im Loslassen, das habe ich jahrelangem Yoga zu verdanken. So gern ich auch alles in meinen Wohnungen mag, ich kann genauso verzichten. Das bedeutet auch, dass ich mich in der Arbeit mit Kunden emotional nicht zu sehr an bestimmte Gestaltungsideen binde. So kann ich immer weiterwandern und neue Räume erschaffen.