Homestory

Zu Gast bei Judith Mosqueira do Amaral

Wer heute Wohnideen im Internet sucht, stößt schnell auf den Blog von Judith Mosqueira do Amaral.
Auf ihren Interior- und Lifestyle-Seiten unter www.lifetime-pieces.com gibt die Kölner Innenarchitektin Tipps für die stilvolle Inszenierung der eigenen vier Wände. Dabei folgt sie gern der Erkenntnis von Mies van der Rohe: Weniger ist mehr! BESTE LAGE sprach mit ihr.

 

Sie sind in einer Architektenfamilie aufgewachsen. Wie hat das Ihren weiteren Lebensweg beeinflusst?

Es hat wahrscheinlich meine Leidenschaft für Ästhetik und Design geprägt. Dazu habe ich aber auch selbst Interesse entwickelt und einfach Spaß an der Planung von Einrichtungskonzepten, an Gestaltung und Dekoration.

Eines der ersten Häuser, die ich eingerichtet habe, wurde von einer Wohnzeitschrift zum Haus des Jahres gewählt und damit hatte ich einen schönen Einstieg. Das Spannende am Einrichten ist, dass jedes Projekt eine neue Herausforderung darstellt. Die Herausarbeitung der Vorstellungen und Wünsche des Auftraggebers gehört ebenso dazu wie Nutzen, Wirtschaftlichkeit und Funktionalität.

Was hat Sie dazu bewogen, Lifetime-pieces.com zu gründen?

Die Idee entstand über die Social-Media-Kanäle Pinterest und Instagram. Pinterest ist eine wundervolle Plattform, um sich Inspirationen zu holen. Man kann gezielt nach Themen suchen und sich Einblicke in Wohnungen überall auf der Welt verschaffen. Auf Instagram ist es persönlicher, man kann sich über Objekte, Hersteller und Bezugsquellen austauschen. Das brachte mich auf die Idee, eine eigene Seite zu gründen, auf der man noch ausführlicher auf Interior- und Lifestyle-Themen eingehen kann. Dort beziehe ich auch die Leser ein. Das Schöne ist, dass auf dem Blog alles zusammentrifft, was ich mag: Einrichtung, Fotografie und Kommunikation.

Wo finden Sie die Inspirationen, wo entdecken Sie neue Trends für Ihre Kunden?

Auf den zuvor genannten Plattformen zeichnen sich Trends schon lange vor den großen Einrichtungsmessen ab. Daneben sind Reisen eine Inspirationsquelle. Man schnappt viele Details auf, die sich später zu einer Idee zusammenfügen. Der Zeitgeist spielt eine wichtige Rolle. Er bestimmt, womit sich die Menschen gern umgeben.

Beispielsweise sehnen wir uns in unruhigen Zeiten nach weniger Stress, nach Vertrautem und Reinem. Dafür steht die Natur mit ihren Farben, Formen und Materialien. Das geben deutlich die aktuellen Trendfarben wieder: sanfte Pastell-, Grün- und Blautöne sowie Feuerfarben. Ebenso wie die Materialien, die bei Möbeln und Accessoires gefragt sind: Holz, Marmor, Leder, Weidengeflecht und Kork. Kantiges und Eckiges wurde durch organische Formen ersetzt.

Was macht eine Wohnung für Sie stilvoll und gleichzeitig persönlich?

Wohnungen spiegeln die Menschen wider, die darin leben. Ebenso individuell wie ihre Persönlichkeiten sind die Gegenstände, mit denen sie sich umgeben. Grundsätzlich empfehle ich, Wohnungen nicht zu überladen, sondern seinen Lieblingsstücken Raum zu geben, damit sie wirken können. Das tun sie besonders gut, wenn man sie mit Gegensätzen akzentuiert, einem Mix aus Klassik und Zeitgeist. Das Zusammenspiel macht es spannend. Die Farben sollten harmonieren und Muster sparsam eingesetzt werden, damit das Gesamtbild ruhig bleibt. Denn das Zuhause ist ein Ort der Entspannung, an dem wir uns erholen möchten.

Wie dekoriert man im nächsten Frühjahr? Welche Farben sind im Kommen?

Mit vielen Messing-Accessoires, wie Kerzenhaltern und Schalen, auch im Metallmix mit silbernen Deko-Elementen. Glasvasen und Samt sind weiterhin ein Thema. Die beliebtesten Akzentfarben zu den erdigen Tönen auf der diesjährigen Messe Salone del Mobile Milano waren Smaragdgrün, Wassermelonenrot, Pfirsich und Rosa. Dazu feiern Tapeten und großblättrige Zimmerpflanzen nach Jahrzehnten ein großes Comeback.

Welches sind für Sie die Einrichtungs-Trends der kommenden Jahre?

Naturmaterialien wie helles Holz, schlicht und elegant in weichen Formen, Marmor, Terrazzo, Naturleder und Korbweide. Warme Erdtöne, viel Rosé, und Akzente in den Primärfarben. Kabellose Leuchten, schwarze Küchen , und matte Oberflächen. Besonders freut mich die Prognose der Trendforscherin Li Edelkoort, die besagt dass wieder mehr Wert auf Qualität gelegt und in langlebige und besondere Stücke investiert wird.

Welche Verbindungen sehen Sie zwischen Interior-Design und Mode?

Zum einen, dass beides den Zeitgeist widerspiegelt, und zum anderen, dass es auch in der Mode, wo einzelne Trends und Kollektionen viel schneller wechseln, einige Klassiker gibt, die seit Jahrzehnten jeden Trend überleben, weil sie einfach zeitlos schön sind: ein Trenchcoat, eine Kelly-Bag oder das „kleine Schwarze“. Auch hier macht der Mix mit Gegensätzen, wie beim Interior-Design, den Gesamtlook erst spannend.

Warum „überleben“ manche Designerstücke, andere nicht?

Wenn wir uns Design-Klassiker anschauen, erkennen wir, dass sie alle dem Form-follows-function-Prinzip entsprechen. Die Funktionalität steht im Vordergrund, auf rein schmückende Ornamente wird verzichtet. Sie sind minimalistisch, auf das Wesentliche reduziert, denn die eigentliche Kunst guten Designs ist es, die Essenz der Dinge zu kreieren. Alle verbindet auch, dass sie Kunst und Handwerk qualitativ auf höchstem Niveau vereinen, was die Kultstücke zwar kostspielig, aber auch zu Stücken macht, die uns den Rest des Lebens begleiten.

Was ist für Sie ein typisches Lifetime Piece?

Etwas Zeitloses, das dieser zuvor beschriebenen Idee von Design entspricht. „Weniger ist mehr“ (Mies van der Rohe) oder „Simplicity is the keynote of all time elegance“ (Coco Chanel) – diese Aussagen beschreiben es genau. Design-Klassiker oder Lifetime Pieces schreien nie nach Aufmerksamkeit und werten trotzdem alles, was wir mit ihnen kombinieren, durch ihre ästhetische Klarheit auf.

Sie sprechen Ihre Leser hauptsächlich über Social-Media-Kanäle an. Wodurch empfehlen sich diese modernen Kommunikationswege für Sie?

Durch ihre potenzierte Reichweite. Wo sonst hat man die großartige Möglichkeit, Menschen in aller Welt zu erreichen? Ich staune manchmal, woher mich Kommentare oder E-Mails zu Bildern und Blogbeiträgen erreichen. Genauso spannend ist es für mich, zu sehen, welches die neuesten Trends beispielsweise des Scandi-, Aussie- oder Cali-Styles sind. Der Austausch von Ideen ist für beide Seiten eine Bereicherung.